Schwammerl (Pilze) kann man nicht nur im Wald suchen, man kann sie auch ohne großen Aufwand im eigenen Garten anbauen. Besonders gut eignen sich Gärten, in denen es schattige, feuchte Winkel gibt, wo man die Pilze heranziehen kann. Nicht jede Pilzart ist gleichermaßen einfach zu ziehen – Wir GartenGnome haben es dieses Jahr versucht.
Auf der diesjährigen Pflanzen-Raritätenbörse in Wien erstanden wir einen Sack Pilzbrut und ließen uns von den Händlern beraten. Im Mai starteten wir dann unser Experiment und impften Baumstämme mit dem Mycel des Rosa Seitling (Rosenseitling oder auch Pink Oyster / Pleurotus salmoneo-stramineus). Nun im August ist es soweit und die ersten Pilzhüte des Rosa Seitling strecken sich aus dem Stamm der feuchten Steinmauer im Schattengarten entgegen.
Pilzbrut für den eigenen Anbau
Pilzbrut ist nichts anderes als das Mycel der Pilze, das zur Überbrückung Nahrung in Holzdübeln oder Korn findet. Holzdübel lassen sich leicht in Bohrlöcher klopfen, mit Mycel durchsetztes Getreide wird in Holzkerben oder auf Hackschnitzel bzw. Stroh ausgebracht. Die Pilzbrut kann man auf Märkten oder über das Internet erwerben. Es wird in sterilen Plastikbeuteln geliefert, die man bei ca. 4 bis 6°C (also im Kühlschrank) bis zu vier Wochen lange lagern kann. Sobald der Beutel geöffnet ist, sollte die Pilzbrut rasch verarbeitet werden, da der Speisepilz sonst durch Schimmelpilze gefährdet ist.
Pilzbrut ist für zahlreiche Pilzarten erhältlich: Austernseitling, Sommerseitling, Gelber Seitling, Rosa Seitling, Igelstachelbart, Morchel, Braunkappe, Champignon, Shitake (Shii-take), Parasol und viele weitere.
Holz oder Stroh mit Mycel impfen
Stroh oder Hackschnitzel sorgen zwar für eine rasche Ernte, aber bereits im nächsten Jahr muss man von Neuem beginnen. Holzstämme bringen zwar keine rasche Ernte, dafür kann man über mehrere Jahre hinweg Pilze ernten. Eine Anleitung erhält man üblicherweise mit der Pilzbrut mitgeliefert. Einen Artikel zu dem Thema findet ihr auch hier: »Eigene Schwammerl – Die Pilzzucht im eigenen Garten auf Holz und Stroh«. Inzwischen habe ich aber auch bemerkt, dass es so viele unterschiedliche Beschreibungen wie Händler geben dürfte, denn jeder Händler hat seine eigene Herangehensweise.
Rosa Pilze im Garten der GartenGnome
Wir haben uns für einen Liter Körnerbrut des Rosa Seitling um 10 Euro entschieden. Im Kühlschrank ist die Brut nach dem Kauf etwa einen Monat lang haltbar und aufgrund des Zeitmangels blieb der Sack mit den verschimmelten Körnern auch so lange versiegelt im Kühlschrank liegen. Im Mai schließlich fällten wir eine junge Buche, teilten den Stamm in vier Stücke zu je 1,5 Metern. Danach blieben die Stämme eine Woche lang liegen. Schließlich versahen wir die Stämme mit mehreren 1 – 1,5 cm breiten Kerben.
In die Kerben stopften wir die Körnerbrut und verklebten die Kerben mit Klebeband (Gafferband). Die so präparierten Stämme stellten wir dann in einen schattigen, feuchten Winkel des Gartens an eine Steinmauer. Dort stehen die Stämme noch jetzt und dort werden sie vermutlich auch die nächsten Jahre noch stehen. Eigentlich hätten die geimpften Stämme für mehrere Monate auf der Erde unter einer schwarzen Plastikfolie liegen sollen, um vom Mycel durchwachsen zu werde. Diesen Schritt haben wir aber leider vergessen.
Trotz Allem: Bereits in den letzten Tagen (Anfang August) sahen wir erste kleine rosa Pilze unter dem Klebeband hervorkommen und heute (Mitte August) entdeckten wir die ersten großen Pilze. Da wir die Pilzhändler baten, uns robuste Pilze für Anfänger zu empfehlen, riet man uns zu Seitlingen. Allein wegen der schönen Farbe fiel die Wahl auf die rosa Seitlinge, da ist die rosa Farbe unverkennbar ist und Anfängern hilft, den Pilz zu identifizieren. Da die Stämme frei im Garten stehen, könnten sich auch andere Pilzarten einnisten und daher sollte man immer jeden geernteten Pilz bestimmen.
Wir hoffen, wir haben nicht zu viel falsch gemacht und wir werden noch viele Pilze ernten können. Die Rosa Seitlinge bereiten uns bereits viel Freude und ich freue mich schon auf die ersten leckeren Gerichte mit diesem Speisepilz mit der wunderschönen rosa Färbung. Wir können uns gut vorstellen, dass sich der Pilzanbau im Garten zu einem neuen Hobby entwickeln könnte.