Dieses Thema ist zwar nicht gerade neu und trotzdem scheint es mir manchmal so, als würde sich auf diesem Gebiet kaum etwas ändern.
Torf findet sich immer noch in fast jeder Blumenerde, obwohl das weder der Umwelt, noch den Gartenpflanzen gut tut. Dass Torf ein wertvoller Bestandteil in guter Blumenerde und eine wichtige Komponente bei der Gartenarbeit sei, ist an den Haaren herbeigezogen. Lediglich die Geldbörse freut sich, doch kann man das mit dem Gewissen wirklich vereinbaren? Torf gehört nicht in die Gartenerde sondern in die Moore!
Die Entstehung von Torf und damit von Mooren ist ein komplizierter Prozess. Grundsätzlich ist Torf von Weißtorf über Brauntorf (Bunttorf) bis zu Schwarztorf ein organisches Sediment aus unvollständig zersetzten Pflanzenteilen. Im Durchschnitt wächst ein Moor um nur einen Millimeter pro Jahr. Ein Moor braucht somit im Schnitt 1.000 Jahre um einen Meter hoch zu wachsen. Umso verwunderlicher ist es, dass Torf immer noch in gewaltigen Mengen abgebaut wird um es zu verheizen oder in Blumenerde zu packen. Rund 10 Millionen Kubikmeter Torf werden alleine in Deutschland jedes Jahr gewonnen (Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany). Österreich stillt seinen großen Bedarf mit tausenden LKW-Ladungen pro Jahr. Im Jahr 2002 wurden 190.000 Tonnen Torf importiert (Quelle: WWF empfiehlt torffreie Erde zum Schutz von Glanzkraut und Co.).
Warum wird Torf im Garten genutzt?
Warum aber nutzt man Torf eigentlich im Garten? Torf kann sehr viel Wasser speichern, Wildkräuter wachsen nur schlecht auf Torf und trocken ist Torf äußerst leicht, was den Transport günstig macht. Durch den hohen Grad an Lufteinschlüssen lockert Torf den Boden langfristig auf. Die Kehrseite ist jedoch ebenfalls beachtlich: Torf ist nährstoffarm, sauer und gibt das gespeicherte Wasser nicht so leicht wieder an darin stehende Pflanzen ab. Abgetrockneter Torf hingegen nimmt Wasser nur schwer wieder auf. In wenigen Jahren zersetzt sich Torf, der in sonstiges Substrat gemischt wurde.
Torf war einst in großen Mengen in den Mooren dieser Welt vorhanden. Die Fläche kann landwirtschaftlich genausowenig genutzt werden wie als Baugrund, dafür lässt sich das Moor jedoch verhältnismäßig leicht abtragen. Torf ist dadurch äußerst billig in der „Produktion“ und lässt Erdsäcke prall gefüllt aussehen. Um die fehlenden Nährstoffe des Torf zu kompensieren, müssen solche Blumensubstrate noch mit Kunstdünger versetzt werden. Was man schließlich bekommt ist ein Haufen wertlosen Schmutz mit etwas bis viel Chemie. Wer will denn schon gerne Gemüse essen, das auf solchem Grund gewachsen ist?
Schadbringend im Garten, heilsam im Moor
In Österreich wird Torf immer noch in geringen Mengen in ca. 10 Mooren abgebaut, so der WWF (Quelle: Moore, Torf und Kultursubstrate – PDF). In anderen Ländern wird jedoch immer noch in industriellen Ausmaßen Abbau betrieben und damit katastrophaler Raubbau an der Natur betrieben.
Das Himmelmoor in Deutschland, das größte Hochmoor Schleswig-Holsteins, ist ein gutes Beispiel für die Entwicklungen in Mitteleuropa. Viele Feuchtgebiete Europas stehen bereits unter Naturschutz, andere werden zumindest nach und nach renaturiert. In Deutschland wird aber immer noch wie in vielen Ländern der Erde Torf abgebaut. Laut einem Vertrag von 1919 sollte im Himmelmoor so lange Torf abgebaut werden, bis das Moor verschwunden ist. Inzwischen wird jedoch auch hier wieder schrittweise renaturiert. Torf wird jedoch in manchen Teilen immer noch abgebaut, die Renaturierung einiger Teile des Moores ist also sehr zwiegespalten zu betrachten.
GoogleMaps-Link: Torfabbau im Himmelmoor
Viel größer noch ist die Abbaufläche im deutschen Bockhorster Moor.
GoogleMaps-Link: Torfabbau im Bockhorster Moor
Torfmoore sind in der Lage Unmengen an CO2 zu speichern, solange sie feucht bleiben und weiterhin wachsen. Solange ein Hochmoor feucht genug ist, schützt das Wasser das organische Material vor dem Zerfall an der Luft. Das über die Jahrhunderte oder gar Jahrtausende gespeicherte Kohlendioxyd wird jedoch zusammen mit allen gebundenen Mineralien freigesetzt, sobald ein Moor trockengelegt und abgebaut wird. Der Torfabbau dürfte somit ebenfalls seinen Teil zum Klimawandel beitragen.
In Europa sind in diesem Fall jedoch die Moore ein verschwindend geringer Faktor. Laut dem Biologen Gert Michael Steiner in einem derStandard-Interview “Sind die Moore weg, ist’s fürs Klima schlecht” vom Juni 2007 besitzt Österreich rund 1.500 Moore mit einer Fläche von etwa 25.000 Hektar. Im Vergleich dazu findet man in Sibirien Moore mit einer Fläche von rund 1,5 Millionen Quadratkilometern und in Amerika sind es etwa 2 Mio km².
Was kann den Torf im Garten ersetzen?
Da Torf üblicherweise gar nicht in den Garten gehört, braucht man ihn dementsprechend auch gar nicht ersetzen. Wie bereits beschrieben hat Torf zwar augenscheinlich auflockernde und wasserspeichernde Wirkung, was jedoch nicht ganz der Realität entspricht. Wie man sinnvoll den Boden lockert, säuert oder ihm wasserspeichernde Eigenschaften gibt, findet ihr entweder in unseren Zahlreichen Artikeln im GartenGnom-Weblog, oder ihr müsst noch etwas Geduld haben, bis ein entsprechender Artikel von uns veröffentlichet wird. So erklärten wir in unseren Artikeln zum Beispiel bereits, wie man den Boden sauer macht ohne Torf zu benutzen, oder auch die Nutzung von Kaffee um Feuchtigkeit länger zu halten. Lasst also Rhododendrenerde im Laden liegen, haltet Torf fern von Eurem Gartenteich und vergesst Anzuchttöpfchen aus Presstorf.
Ab ins Moor
Wer sich für Torf und Moore interessiert, der sollte einmal im Haus des Moores in Heidenreichstein vorbeisehen (ehemals hieß das Museum „Moor und Torf-Museum Heidenreichstein“). Mein letzter Besuch des Museums und des angrenzenden Moores ist zwar bereits geraume Zeit her, aber ich bin mir sicher, dass hier weiterhin am Angebot und den Informationen gearbeitet wird. Zudem lohnt ein Besuch im Hochmoor, das man auf gefestigten Lehrpfaden durchwandern kann. Wer einmal gesehen hat, wohin Torf eigentlich gehört, der wird ihn im Garten gar nicht mehr nutzen wollen.