Der Garten ist ein Platz an dem die Kinder spielen und auch lernen. Da die Kleinen gerne Erwachsenen nacheifern, ist es nicht verkehrt, seinem Kind ein eigenes Beet anzulegen. So können Kinder beobachten, wie aus einem Samen eine Pflanze wächst, lernen wie man sich um Pflanzen kümmert und sie pflegt. Anschließend ernten sie gesundes Gemüse, süßes Obst und pflücken wunderschöne Blumen.

In diesem Artikel haben wir recherchiert, einen Kinder- und Jugendpsychologen befragt und überlegt, welche Pflanzen sich besonders dazu eignen, was für Kinder besonders lehrreich oder Schmackhaft sein könnte, woran Kinder besondere Freude finden könnten und wie es um Sicherheit und Arbeitsgerät bestellt ist.

Wozu ein Kinderbeet?

Ein naturnaher Garten kann für Kinder bereits ein kleines Paradies bedeuten, in dem es ungemein viel zu entdecken gibt. Warum dann eigentlich noch ein Beet, das eigens für Kinder angelegt wird? Kinder können in einem Garten sehr viel lernen, aber für ein Kind kann es frustrierend sein, wenn Erwachsene nicht wollen, dass Kinder im Gemüsegarten buddeln und spielen. Ein eigenes Beet gibt dem Kind ein Stück Verantwortung in die eigenen kleinen Hände und kann in vielerlei Hinsicht förderlich sein.

„Ich merke, dass viele Kinder den natürlichen Zugang zur Natur verlieren und glauben, dass es Gemüse, Obst und Kräuter nur im Geschäft zu kaufen gibt und keine Ahnung haben, woher das alles kommt. Zudem merke ich öfter, dass Volksschulkinder oft nicht einmal eine Rose benennen können“ erzählt uns der Wiener Kinder- und Jugendpsychologe Dr. Siegfried Wendelin. „Nicht nur der Zugang zur Natur ist wichtig, sondern auch die Wahrnehmung der Kinder, wenn sie in der Erde graben, Pflanzen setzen, sie gießen, Unkraut jäten und lernen, wie Pflanzen wachsen. Es ist eigentlich eine ganzheitliche Wahrnehmungsförderung und auf alle Fälle zu empfehlen. Viele Schulen – vor allem auf dem Land – beschäftigen sich ja schon mit gesunder Kost und legen mit den Kindern ein Kräuter- oder Gemüsebeet an und beobachten wie sich die Pflanzen entwickeln und wozu sie dann verwendet werden können“.

Gemeinsam mit dem Kind

Wichtig ist, dass man zumindest zu Beginn jeden noch so kleinen Schritt gemeinsam mit dem Kind bespricht und es begleitet. Schon bei der Planung eines Beetes kann man mit dem Kind zusammen Zeichnungen anfertigen. Besonders bis zum siebten oder achten Lebensjahr ist es wichtig, abstrakte Planungen durch anschauliche Zeichnungen und Geschichten greifbarer zu machen. Aber auch danach ist es sicher nicht verkehrt, auch bereits die Planungsphase aufregend und phantasievoll zu gestalten.

Sobald es dann an die Umsetzung geht, sollte das Kind wenn möglich bei jedem Schritt auch selbst Hand anlegen dürfen. Nur zu schwere oder zu gefährliche Arbeiten sollten von Erwachsenen alleine durchgeführt werden. Beim Aushub des Beets wird die Hauptarbeit wohl von Erwachsenen getan werden, aber auch das Kind sollte zumindest ein wenig Arbeit mit einer Schaufel in Kindergröße selbst erledigen können. Errichtet man dem Kind ein Hochbeet, dann kann es zum Beispiel dabei helfen, die Schrauben anzuziehen und Reisig und Erde einzufüllen.

Je mehr das Kind mithelfen durfte, umso mehr Verbindung baut es zu seinem Werk auf. Idealerweise sollten sich daraufhin Stolz und Wertschätzung für das Beet einstellen. Natürlich kann es auch vorkommen, dass das Kind so gar keine Lust hat, bei der Arbeit zu helfen. Dann darf man das Kind natürlich nicht zur Mithilfe zwingen, da sich ansonsten genau der Gegenteilige Effekt in Form von Trotz und Ablehnung einstellen könnte.

Immer wieder lesen wir im Internet, dass es für Kinder frustrierend sein könnte, wenn Pflanzen einmal nicht überleben. Man solle daher heimlich kaputte Pflanzen gegen neue ersetzen und auch heimlich gießen. Wir denken, dass solche Anweisungen Blödsinn sind. „Kinder vertragen mehr Wahrheit, als ihnen die Erwachsenen zutrauen. Ich bin schon der Meinung, dass man nicht heimlich gießen soll, denn auch wenn etwas schief geht, muss das Kind lernen mit Frustrationen umzugehen“, so Dr. Wendelin. „Auch wenn das Kind eine Zeit lang nichts machen möchte (zum Beispiel beim regelmäßigen Gießen), ist es wichtig, ihm immer die Arbeit mitzuteilen und zumindest zuschauen zu lassen. Auch sollte man erklären, warum beispielsweise regelmäßiges Gießen für die Pflanzen wichtig ist“.

Mädchen im Paradeiser-Beet Bildquelle: bonzodog, Fotolia

Mädchen im Paradeiser-Beet, Bildquelle: bonzodog, Fotolia

Die Bepflanzung

Wenn wir im Garten Kinderbesuch haben, sind Eltern und Kinder jedes Mal erstaunt, dass so viele Pflanzen in unserem Garten nicht nur gut riechen, sondern auch essbar sind. Einige Pflanzen bieten auch tolle Erlebnisse: Manche sind mit einem weichen Flaum überzogen, manche Blüten schließen sich in der Nacht und bei manchen Pflanzen klappen sich die Blätter ein, wenn man sie berührt. Der betörende Duft der Blüten lockt schließlich allerlei Tiere an. Einige Blüten ziehen vor allem bunte Schmetterlinge an, andere werden von Bienen und Hummeln aller Art umschwirrt, andere wiederum werden erst in der Abenddämmerung und in der Nacht von allerlei Faltern besucht. So gibt es zu allen Zeiten eine Menge zu beobachten. Pflanzen sind ein rundum-Erlebnis für alle Sinne.

Die gute alte Kresse, die man oft in Schulen in einer kleinen Schachtel auf Watte zum Keimen bringt, ist zwar nett, allerdings darf man Kindern durchaus mehr zutrauen. Ein eigenes Kinderbeet ist nicht nur lehrreich, es kann auch viel Spaß machen. Besonders interessant wird es, gemeinsam mit dem Kind die Bepflanzung auszusuchen. Wir haben hier ein paar Vorschläge zusammengetragen. Für ein buntes Kinderbeet eignen sich zum Beispiel:

  • Blühende Kapuzinerkresse ist pflegeleicht und von den Blättern bis zur Blüte essbar. Eine Semmel mit Frischkäse bestrichen und mit einem der riesigen Blätter und vielleicht auch einer der Blüten der Kapuzinerkresse belegt, sieht aus wie von Elfen gemacht und schmeckt einfach wunderbar.
  • Sonnenblumen wachsen oft überragend hoch, haben große und wunderschöne Blüten zum bestaunen und man kann leckere Sonnenblumenkerne ernten, oder die Vögel beim Abpicken der Kerne beobachten. Kinder fasziniert es, dass sich die Blüte der Blume im Tagesverlauf mit der Sonne dreht.
  • Mangold leuchtet im Beet mit seinen schönen bunten Stängeln und schmeckt lecker in vielen Gerichten.
  • Erbsen schlingen sich wunderbar an Rankgerüsten hoch, blühen wunderbar. Die kleinen Erbsen aus den Schoten zu holen macht Spaß, vor allem wenn dabei auch die eine oder andere Erbse sofort in den Mund wandert.
  • Bohnen ranken so wunderbar, dass man sie nicht nur im Beet anpflanzen kann, sondern damit sogar ein Bohnenzelt wachsen lassen kann. Dazu baut man einfach ein Rankgerüst in Form eines Tipi und setzt rundum Bohnen ein. Bald haben die Bohnen das Zeltgerüst komplett überwuchert. Die Schoten kann man dann direkt im Spielzelt mit dem wundervollen Dach ernten.
  • Salat wächst rasch und ist schön anzusehen. Leider muss man ihn auch ganz besonders gegen allerlei Fressfeinde wie Schnecken verteidigen. Der Nährstoffgehalt von Salat wird meistens ebenfalls überschätzt. Dennoch kann es lustig sein, mit Kindern zusammen einen sommerlichen Salat zusammenzustellen, der im eigenen Beet gewachsen ist.
  • Karotten sind für Kinder eine echte Herausforderung. Zuerst müssen die Kinder Geduld beweisen, da die Keimlinge sich erst zwei bis drei Wochen nach der Aussaat zeigen. Danach sieht man lediglich das Karotten-Grün und muss sich zurückhalten, die Pflanze herauszureißen um nachzusehen, wie sich die Wurzel entwickelt hat. Kinder lernen von Karotten geduldig zu sein und ihre Neugier im Zaum zu halten. Nur wer warten kann, wird mit knackigen, leuchtend-orangefarbenen Karotten belohnt. Besonders lustig an Garten-Karotten sind die lustigen Formen, die man aus dem Supermarkt nicht kennt. Manche sehen aus, wie kleine Figuren, andere sind wie Knoten ineinander verschlungen, manche sind dick und manche sind lang und dünn. Je nach sorte gibt es sogar Karotten in anderen Farben, wie zum Beispiel Gelb oder Rot.
  • Radieschen wachsen schnell und sind sehr pflegeleicht. Gerade wenn sie für Kindermünder gedacht sind, sollte man für diese Pflanzen aber einen schattigeren Standort wählen, denn je mehr Sonne sie bekommen, desto schärfer werden sie.
  • Paradeiser (Tomaten) und Cocktailtomaten sind dankbare und pflegeleichte Pflanzen. Die Früchte gibt es in verschiedensten Farben von Violett über Knallrot bis zu strahlendem Gelb. Geerntet wird besonders bei Kindern direkt von der Pflanze in den Mund – einfach nur lecker. Intensiv schmeckende und köstliche Paradeiser wie aus dem eigenen Garten bekommt man in keinem Supermarkt!
  • Kohlrabi gibt es nicht nur in weiß (grün), sondern auch in violett. Das knackige Gemüse kann man direkt nach dem Ernten aufschneiden und knabbern.
  • Kürbisse gibt es in unzähligen Größen, Formen, Farben und mit allerhand unterschiedlichen Oberflächen von warzig und rauh bis zu glatt und rund. Nicht alle Kürbisse sind essbar und das sollte man mit dem Kind auch unbedingt besprechen. Besonders lustig ist es, wenn man nicht nur Kürbisse für die Küche anpflanzt, sondern auch Halloween-Kürbisse, die man dann zu Halloween aushöhlen und Schnitzen kann. Hokkaido-Kürbisse schmecken besonders lecker und sind obendrein noch sehr leicht zu verarbeiten, da man sie gleich mitsamt ihrer Schale verzehren kann. Aus ihnen kann man zusammen mit Kindern ganz einfach leckere Suppen oder gefüllte Kürbisse zaubern.
  • Zuckermais kann man beim Wachsen zusehen. Die Pflanzen wachsen dem Kind langsam über den Kopf hinaus und schließlich bilden sich die Kolben die mit der Zeit immer dicker und größer werden. Schließlich werden die Maiskolben geerntet. Für Kinder kommt nun ein besonders spannender Teil: Das Abziehen der Hüllblätter und das Entfernen der Maishaare macht jedem Kind Spaß. Zum Vorschein kommen schließlich je nach Sorte goldgelbe oder auch violette oder rote Maiskolben die man dann gemeinsam kochen und mit Butter und Salz verspeisen kann.
  • Kräuter wie Schnittlauch, Basilikum, Petersilie, Zitronenmelisse, Dille, Liebstöckel, Salbei, Rosmarin, Minze und andere sind für Kinder ein Erlebnis für die Sinne. Durch den Garten zu gehen, an den Blättern zu reiben und auch hier und da Blätter zu kosten und dann die Pflanzen zu benennen kann man auch zu einem Spiel für alle machen. Wie wäre es zum Beispiel, die Pflanzen mit verbundenen Augen zu benennen?
  • Beerensträucher wie (dornenlose) Himbeeren, Brombeeren und Stachelbeeren laden zum Naschen ein. Ribiseln (Johannisbeeren) sind oft sehr sauer, was aber gerade bei manchen Kindern sehr gut ankommt. Es ist lustig, anderen dabei zuzusehen, wie sich das Gesicht beim Essen zusammenzieht und es dann selbst zu probieren.
  • Erdbeeren sind einfach ein Hit. Jedes Kind sieht, wenn wieder eine Erdbeere drauf und dran ist, reif zu werden. Sobald sie leuchtend rot ist, pflückt man sie und lässt sie in seinem Mund verschwinden – einfach lecker. Für Erdbeeren braucht man keinen Garten. Benötigt wird lediglich ein Topf.
  • Ringelblumen sind pflegeleicht, schön anzusehen und auch das Saatgut ist leicht zu ernten. Wichtig ist, dass man Ringelblumen mit offener Blüte kauft und keine überzüchteten geschlossenen Blumen. Nur Ringelblumen mit geöffneter Blüte bieten auch Nahrung für Insekten.

Am besten richtet man sich nach den Wünschen und Vorlieben des Kindes. Welches Obst isst das Kind besonders gerne? Welche Gemüse mag es? Und welche ist seine Lieblingsfarbe? All das kann man bereits bei der Planung und beim Anlegen des Beets berücksichtigen. Dr. Siegfried Wendelin gibt uns dazu den Hinweis, dass schnell wachsende Pflanzen sicher von Vorteil sind, da Kinder eine lange Wartezeit schwerer ertragen.

Nicht vergessen sollte man bei alledem, dass man einen Garten für Kinder möglichst sicher gestalten sollte. Giftpflanzen wie Fingerhut oder Oleander haben hier ebenso wenig verloren wie spitze Metallzäune oder giftige Kunstdünger. Mehr haben wir in unserem Artikel „Gnome im Garten – Einen sicheren Garten für Kinder schaffen“ zusammengefasst.

 

Bild: bokan, Fotolia