Die Eisheiligen sind vier bis fünf Gedenktage im Mai, an denen es laut einer alten Bauernregel noch einmal richtig kalt werden soll. Erst danach soll man die Jungpflanzen nach draußen bringen und den Winterschutz bei empfindlichen Pflanzen entfernen. Doch stimmt das auch und ist diese Bauernregel auch heute noch immer gültig? Wir haben uns das einmal näher angesehen.
Die Gedenktage der Eisheiligen
Die Eisheiligen sind Gedenktage an christliche MärtyrerInnen und Bischöfe aus dem 4. und 5. Jahrhundert. Die Gedenktage liegen zwischen am 11. bis 15. Mai. Aufgrund einer Bauernregel erhielten die Heiligen ihren eisigen Ruf. Da die Bauernregel aus der Zeit des julianischen Kalenders stammt und die Verschiebung durch die gregorianischen Kalenderreform zu berücksichtigen ist, sind die eigentlichen Tage der Bauernregeln eigentlich erst einige Tage später anzuwenden. Astronomisch gesehen liegen die Eisheiligen also eigentlich erst zwischen 19. und 23. Mai.
- Mamertus (Bischof von Vienne)
am 11. Mai / Kalenderverschiebung: 19. Mai - Pankratius (frühchristlicher Märtyrer)
am 12. Mai / Kalenderverschiebung: 20. Mai - Servatius (Bischof von Tongeren)
am 13. Mai / Kalenderverschiebung: 21. Mai - Bonifatius (frühchristlicher Märtyrer)
am 14. Mai / Kalenderverschiebung: 22. Mai - Sophia (frühchristliche Märtyrin)
am 15. Mai / Kalenderverschiebung: 23. Mai
Die „Eismänner“ sind üblicherweise Pankraz, Servaz, Bonifaz und die Kalte Sophie. In Österreich heißt es dazu „Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.“. Pankratius ist in Süddeutschland, der Deutschschweiz und in Österreich der erste Eisheilige. In Norddeutschland ist es Mamertus.
Die Eisheiligen in der Meteorologie
Anfang Mai sind die Temperaturen bei uns in Mitteleuropa üblicherweise bereits relativ hoch, teils sogar sommerlich warm. Dennoch strömt immer wieder kalte Polarluft zu uns und es kann zu Bodenfrost kommen. Laut der Bauernregel stabilisiert sich dieses verschleppte Aprilwetter erst nach der Kalten Sophie. In der Meteorologie nennt man ein solches Ereignis eine Singularität. Mit der Aussaat sollte also bis nach diesem Datum gewartet werden. Dabei sollten sowohl die kalendarische Verschiebung, als auch der Klimawandel beachtet werden. Die Bauernregeln entstanden vermutlich während einer mittelalterlichen Kaltperiode.
Bei Untersuchungen durch das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz stellte man fest, dass die Eisheiligen heute keine Gültigkeit für die Schweiz mehr zu haben scheinen (Quelle). Der Deutsche Wetterdienst stellte zwar Kälteeinbrüche fest, diese finden aber mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 50% statt (Quelle). Die Zentralanstalt für Metereologie und Geodynamik (ZAMG) in Österreich hingegen konnte zwar keine Häufung von Bodenfrösten zwischen 11. und 15. Mai feststellen, sehr wohl aber zwischen 20. und 25. Mai (Quelle).
Wir haben uns einige weitere wissenschaftliche Arbeiten zum Thema angesehen. Leider gehen die meisten Arbeiten von den heutigen Gedenktagen vom 11. bis zum 15. Mai aus und lassen die kalendarische Verschiebung außer Acht.
Was gibt es für Gärtner zu beachten?
Das Fazit ist, dass die Eisheiligen, egal ob laut Datum oder unter Berücksichtigung der kalendarischen Verschiebung, in den meisten bewohnten Regionen in Österreich, Deutschland und der Schweiz nahezu nie Frost bringen. Temperaturen unter Null Grad Celsius treten in tiefen Lagen im gesamten Mai nur sehr selten auf. Dennoch gibt es in niederen Lagen durchaus noch die Möglichkeit für frostige Nächte. Statistisch besonders hervorzuheben sind österreichische Regionen wie das Mühlviertel, das Waldviertel sowie höher gelegene Täler wie Mürzzuschlag und Sillian.
Nach der ersten Maiwoche ist es üblicherweise bereits recht ungefährlich und die Jungpflänzchen dürfen in die Freiheit.
Auf Nummer sicher
Wer wirklich sicher gehen will, der sollte aber bis nach dem 25. Mai mit der Aussaat im Freien bzw. dem Aussetzen von Jungpflanzen warten. Erst dann treten statistisch gesehen kaum noch Kälteeinbrüche in niederen Lagen auf.
Besonders sinnvoll ist es, die Wetterdaten für den eigenen Garten Jahr für Jahr in einem Gartentagebuch zu notieren und so ein Profil für die eigene Region aufzubauen. Das macht allerdings erst Sinn, wenn man dies über mehrere Jahrzehnte hinweg vornimmt. Glück hat, wer einen Nachbar hat, der das bereits seit langer Zeit tut, oder wer eine Wetterstation in der Nähe hat, von der man sich die Daten holen kann.
Historische Wetterdaten für die Region erhält man beispielsweise bei WetterOnline: Rückblick-Diagramme weltweit.