Gleich Vorweg meine ersten Gedanken und ein kurzes Fazit: Als ich das Buch zum ersten Mal in Händen hielt, war meine Erwartungshaltung nicht gerade hoch gesteckt. Zum Einen fragte ich mich, weshalb Südtiroler Bauerngärten ein ganzes Buch rechtfertigen und zum Anderen ist die Aufmachung des Buches nicht gerade nach meinem Geschmack.
Als ich mich jedoch in das Buch hineinlas, wurde ich eines Besseren belehrt, weshalb ich auch meine Empfehlung aussprechen kann.
Ein Gartenbuch zum Lesen und Schmökern
Das Buch »Bauerngärten in Südtirol« eignet sich zwar auch zum Schmökern, doch im Großen und Ganzen wurde es bis auf einige Teile zum Durchlesen von Anfang bis Ende konzipiert. Erst im hinteren Teil des Buches wird das Buch wieder mehr zum Ratgeber mit allerlei Listen und Wissen zu Pflanzen und Garten. Da man letzteres aber vermutlich auch geballter und sinnvoller in diversen Pflanzenratgebern nachschlagen kann, ist besonders der Hauptteil des Buches der Teil, auf den ich mich hier konzentrieren will.
Verfasst wurde das Buch von der südtiroler Autorin Martha DenBiasi Canestrini. Die Fotos stammen von Günther Schlemmer und einige Gastbeiträge wurden von der fleißigen Gartenbuch-Autorin und Agrarwissenschaftlerin Andrea Heistinger verfasst. Nach dem Vorwort wird erst einmal die Geschichte der Bauerngärten von der Vorzeit bis ins 20. Jahrhundert erzählt. Danach geht die Autorin auch mehr auf die Geschichte und die Typen der Bauerngärten in Südtirol ein. Ab dem vierten Kapitel schwenkt das Buch dann zur Pflanzenkunde, die wiederum in einen allgemeineren Teil und einen Teil zum Nachschlagen unterteilt wurde. Einige Teile des Buchs »Bauerngärten in Südtirol« sind kurze Abhandlungen der Geschichte Südtirols mit Fokus auf die Bauerngärten und deren Pflanzen. Die geschichtlichen Ausführungen gehen dabei aber meist nicht sonderlich in die Tiefe, aber sie geben einen guten Überblick und für Interessierte die nötigen Stichworte um mehr Informationen im Internet zu finden.
Zum Schmökern und Blättern laden abseits der ausführlichen Textpassagen vor allem die vielen wunderschönen Fotos von Fotograf Günther Schlemmer, sowie zahlreiche weiterführende Info-Boxen und eine Hand voll Rezepte ein.
Der südtiroler Bauerngarten im Wandel
Sehr interessant ist es, wie der Wandel der Bauerngärten bis heute beschrieben wird. Man erfährt, wie die Römer auf ihren Eroberungszügen nicht nur Straßen, Handel und Verkehr nach Südtirol brachten, sondern auch die Gärten um zahlreiche Pflanzen wie Pastinake, Gartenmelde, Fenchel, Dill, Rukula, Anis, Koriander, Kerbel, Petersilie und Senf, Äpfel, Birnen, Walnüsse, Marillen, Pfirsiche, Zwetschgen, Kirschen, Weichseln, Kastanien und Tafeltrauben, Dinkel, Emmer und Einkorn, Rosen, Lilien, Veilchen, Stiefmütterchen und Ringelblumen reicher machten.
Zierpflanzen kannte man damals nicht. Selbst die schönsten Blühpflanzen wurden zu dieser Zeit noch hauptsächlich für die Hausapotheke gepflanzt. Mit dem Untergang des römischen Reiches ging auch vieles an Wissen verloren. Erst im 6. Jahrhundert brachten die Benediktinermönche im Zuge ihrer Missionsarbeit vergessene und verschollene Samen und Pflanzen zurück in die Gärten.
Beschrieben wird ein Querschnitt durch die bewegte Geschichte Südtirols bis heute. Trotz Glaube an Mondphasen, Bauernkalender und einer gehörigen Portion Brauchtum und Aberglaube gingen auch moderne Mittel der Gärtnerei und Hochleistungssorten nicht an den beschaulichen Bauerngärten vorbei, doch wird das Hauptaugenmerk immer auf natürlichen Methoden liegen. „Kunstdünger, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Unkrautvertilgungsmittel haben im Bauerngarten nichts verloren, da sie die natürliche Bodenfruchtbarkeit zerstören und ungesunde Nebenwirkungen haben.“ meint Andrea Heistinger dazu im Buch.
Die Autoren: Martha De Biasi Canestrini, Günther Schlemmer und Andrea Heistinger
Die 1989 geborene Südtirolerin Martha Canestrini ist freischaffende Publizistin, Rundfunk-Mitarbeiterin und Autorin von Dokumentarfilmen. Zudem ist die Autorin auch Vorsitzende des Arbeitskreises »Gartenkultur« im Südtiroler Bildungszentrum. Weitere Bücher wie »Mein grüner Daumen«, »Mein Küchengarten« und »Gartenfreundinnen: Männer, Schnecken, Frühlingsblumen. E-Mails quer durchs Gartenjahr« stammen ebenfalls aus ihrer Feder.
Der 1945 in Deutschland geborene Fachmann für Kommunikation und Design Günther Schlemmer lebt seit 1980 in Südtirol. Von ihm stammen zahlreiche Fotobeiträge und die Gestaltung von Publikationen und Kalendern. Wie auch Martha Canestrini ist auch Günther Schlemmer Mitbegründer der Arbeitsgruppe »Gartenkultur« im Südtiroler Bildungszentrum.
DI Andrea Heistinger ist freischaffende Agrarwissenschafterin, Gärtnerin, Beraterin und Autorin. Sie lebt und arbeitet in Schiltern in Niederösterreich. Beim Verein ARCHE NOAH gibt sie überdies Workshops.
Bauerngärten in Südtirol
Martha Canestini, Günther Schlemmer und Andrea Heistinger
Folio Verlag
ISBN: 978-3-85256-594-1
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