Dieses Jahr ist es nicht nur uns aufgefallen. Von allen erdenklichen Leuten wurden wir bereits darauf angesprochen, dass dieses Jahr zahlreiche Bäume unglaublich viele Samen tragen. Ist das wirklich so und woran liegt das?
Ja, es ist tatsächlich so, dass zahlreiche Baumarten dieses Jahr reichlich Samen entwickelt haben und die Äste nun unter der tonnenschweren Last tief nach unten hängen. In den Wipfeln kann man die Eichhörnchen und Vögel knuspern hören, die sich ihre Bäuche voll schlagen. Für die Bäume ist dieses Jahr ein Mastjahr. Das ist eine uralte Überlebensstrategie, die einst nur alle sechs bis zwölf Jahre vorkam. Durch die Klimaerwärmung erleben wir die Mast jedoch immer öfter – inzwischen sogar manchmal in Abständen von nur drei Jahren.
Bäume in der Mast: Ein Überschuss an Samen
Die Mast ist eine Überlebensstrategie der Bäume. In den sogenannten Mastjahren, die in unregelmäßigen Abständen vorkommen, kommt es in einem Jahr zu vermehrten Bildung von Samen, während der Holzertrag zurückbleibt. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum Einen können sich parasitierende Insekten durch abwechselnde Vollmast- und Fehlmastjahre (Nichtmast-Jahre) nicht allzu breit machen. Zum Anderen kann sich die Population von Samenfressern wie Eichhörnchen in den Fehlmastjahren nur begrenzt vermehren und so hält sich der Verzehr an Samen im Jahr der Vollmast in Grenzen. So bleiben durch diesen Schutz gegen Fraßfeinde genügend Samen zur erfolgreichen Vermehrung übrig.
Der Begriff Mast stammt vermutlich von den Schweinehirten, die einst ihre Schweine in die Eichenwälder trieben um sich dort an den Eicheln satt zu fressen. In den Mastjahren konnten sich die Schweine besonders dick und rund fressen.
Förster und Mast
Förster unterscheiden je nach Fruchtansatz in Vollmast (alle Bäume einer Region bilden viele Samen aus), Halbmast (etwa die Hälfte der Bäume einer Region bilden vermehrt Samen), Sprengmast (einzelne Bäume fruchten) und Fehlmast (kein bzw. wenige Bäume fruchten). Förster freuen sich über Mastjahre, da sie für natürliche Verjüngung des Forstes sorgt. Durch gezieltes Fällen und somit Lichtsteuerung in den Folgejahren lässt sich das Wachstum bestimmter Jungbäume beschleunigen. Auch Verluste sind durch die hohe Zahl an Jungbäumchen besser zu verkraften.
Mastjahr im Garten
Was aber bedeuten Mastjahre für uns Gärtner? Allergiker haben in diesen Jahren besondere Schwierigkeiten, da die Bäume stark blühen und Pollen absetzen.
Durch die vermehrte Samenbildung kommt es oft nicht nur zu einer stärkeren Vermehrung von Eichhörnchen und samenfressenden Vögeln, sondern auch von Rötelmäusen (Wühlmäusen), Ratten und anderen Nagern im kommenden Jahr. Für alle Gärtner am Waldrand ist positiv, dass Wildschweine und Rehe in Mastjahren die Gärten weniger heimsuchen, da sie im Wald mehr als genug zu fressen finden.
Für die Bäume selbst bedeuten Mastjahre eine große Anstrengung. Plötzliche Trockenheit und Wärme können für Bäume in der Vollmast eine Bedrohung bis hin zum Absterben bedeuten.