Als Gartenbesitzer und Pflanzenfreunde sind Bienen von großer Bedeutung für uns. Vor Kurzem haben wir über die geflügelten Freunde bereits mehrere Artikel verfasst. Wir hatten aber immer noch Fragen und außerdem wollten wir einen Bienenstock auch einmal aus nächster Nähe erleben. Wir machten uns also auf die Suche nach jemandem, der unsere Fragen beantworten kann.
Wir suchten also nach einem Imker in der Region Wienerwald. Dieses Vorhaben stellte sich als gar nicht so einfach heraus, denn Imker scheinen ebenso wie Bauern sehr wenig Marketing zu treiben. Wir fanden kaum Websites oder sonstige Informationen im Internet und auch die Informationen die wir fanden, waren äußerst spärlich gesät. Schließlich machten wir aber einen Imker ausfindig, der auch bereit war, unsere Fragen zu beantworten. Das Gespräch am 25. August 2012 sollte schließlich ein erfreuliches Abenteuer für uns werden, an das wir uns sicher noch lange erinnern werden.
Die Bienen auf der Feihlerhöhe (Feilerhöhe)
Wir halten mit dem Wagen in einer Sackgasse in Purkersdorf. Nach kurzer Suche haben wir dann auch die kleine kaputte Steintreppe, versteckt hinter etwas Gestrüpp entdeckt. Darüber führt ein steiler Schotterweg in Serpentinen über eine Wildblumenwiese. Oberhalb der Wiese, gleich am Waldrand, ist Herr Karner bereits dabei, die beiden Bienenstöcke abzudecken. Das Gatter, das den Zugang zu den Bienen üblicherweise versperrt, ist nun offen und dahinter parkt der Geländewagen des Imkers.
Nachdem wir uns begrüßt haben, befinden wir uns auch schon mitten im Gespräch. Benno Karner ist Imker aus Leidenschaft, wobei die Imkerrei dennoch immer noch eher ein Hobby für ihn ist. Im Berufsalltag arbeitet er als Grafiker in Wien, doch an den Wochenenden gehört seine Aufmerksamkeit etwa einer Million Bienen, deren Bienenstöcke er an unterschiedlichen Standorten aufgestellt hat.
Seine Begeisterung für die emsigen Insekten entdeckte er, als er einen Altimker bei seiner Arbeit begleitete. Damals benutzte er noch Imkerkleidung und Stechschutz, doch mittlerweile verzichtet er meistens darauf, denn seine Bienenvölker sind sehr friedlich. Das will er uns auch beweisen und schon stehen wir direkt hinter den Bienenstöcken. Zur Sicherheit heizt der Imker seinen Smoker an, mit dem er die Bienen notfalls ablenken könnte. Er erklärt uns, dass man nicht nervös sein soll. Auch sollte man in der Nähe der Bienenstöcke nicht alkoholisiert sein, stark schwitzen oder starkes Parfum an sich haben. Pandea bindet sich zur Sicherheit ihr langes Haar hoch, damit sich keine Biene darin verfangen kann.
Zuerst zeigt Herr Karner uns die Fluglöcher der Stöcke, wo die Bienen munter hinein und hinaus fliegen. Der Imker erklärt uns, dass er die Fluglöcher bereits für den Winter verkleinert hat (Winterflugloch). Wir betrachten eine Zeit lang das Treiben am Flugloch. Viele ankommende Bienen haben dicke orangefarbene Pollenhöschen an den Hinterbeinen. Ein paar Bienen klammern sich an der Anflugrampe fest und schlagen mit den Flügeln. Damit sorgen Sie für die Ventilation des Stockes. Der Imker erklärt und einführend das Leben der Bienen, dann nimmt Herr Karner den Deckel von einem der Bienenstöcke ab.
Das Innere des Bienenstockes
Der Deckel ist abgehoben und wir können nun eine Folie sehen, auf der überall harziges, gelbliches Zeug klebt. Benno Karner erklärt uns, dass es sich dabei um Propolis handelt. Propolis ist ein Kitharz, das von den Bienen hergestellt wird, um ihren Bienenstock abzudichten. Zusätzlich soll Propolis auch Krankheitserreger abtöten, weshalb es auch antibiotische, antivirale und antimykotische Wirkstoffe enthält. Wegen dieser Eigenschaften ist Propolis auch bei Menschen sehr beliebt. Wir bekommen ein paar kleine Bröckchen die beim Anheben des Deckels abgefallen waren zum Kosten, dann nimmt der Imker die Folie ab.
Nun bekommen wir das Leben eines Bienenvolkes hautnah mit. Ein Bienenvolk der westlichen Honigbienen besteht aus bis zu 60.000 Bienen! In diesem Fall ist es zwar ein kleineres Volk, aber das Gewusel ist dennoch atemberaubend. Herr Karner erklärt uns, dass die Bienen bereits begonnen haben, sich auf den Winter vorzubereiten. Leider ist der Varoa-Milbe mittlerweile kaum noch beizukommen, weshalb den Bienen über den Winter ein Säureverdunster mit Ameisensäure in den Stock gesetzt werden muss. Der Honig der Herbstblumen darf also leider nicht mehr als Speisehonig gewonnen werden. Dennoch: Ohne die Hilfe des Imkers wären die Honigbienen den Milben schutzlos ausgeliefert. Sie erkennen die Milben nicht, die sich an ihnen festsetzen und töten die Eindringlinge daher auch nicht.
Mit dem Smoker pufft er ein paar kleine Rauchwölkchen über die Bienen, um ihnen einen nahenden Waldbrand vorzugaukeln. Die Bienen sollen daraufhin ihre Aggressionen vergessen und sich stattdessen auf eine mögliche Flucht vor dem Feuer vorbereiten. Wirklich nötig scheint es bei diesem Bienenvolk aber nicht zu sein, denn die Bienen beachten uns gar nicht. Es handelt sich um Bienen der Bienenrasse Carnica, die von Natur aus sehr friedlich ist. Nicht einmal nachdem der Imker einen mit Waben gefüllten Rahmen aus dem Bienenkasten zieht, entsteht Aufregung. Emsig gehen die Insekten weiter ihren Tätigkeiten nach.
Herr Karner hält einen der mit Waben befüllten Rahmen vor uns hoch. Von den Waben sieht man kaum etwas, da alles mit kleinen, emsigen, flauschigen Insekten bedeckt ist. Unsere liebe Pandea, die übrigens normalerweise großen Respekt vor Insekten hat und gerne mal vor ihnen die Flucht ergreift, meint auf einmal, dass die Bienen ja total flauschig aussähen und ob man die auch streicheln könne. Zu unserer Überraschung hält uns der Imker den Rahmen entgegen und fordert uns auf, es doch zu versuchen. Zaghaft streicheln wir also die Bienen und stellen überrascht fest, wie warm und weich die kleinen Wesen sich anfühlen. Diese zeigen sich derweilen völlig unbeeindruckt von unseren Fingern, die behutsam über die Masse an winzigen haarigen Leibern streichen.
Im Gespräch mit dem Imker
Mit Herrn Benno Karner sprechen wir lange und ausgiebig über Freuden und Probleme der Imkerei und er gibt uns gelassen Antworten auf unsere Fragen. So wollen wir natürlich wissen, was es mit den Bienen auf der Feihlerhöhe auf sich hat, denn die Feihlerhöhe war bis vor Kurzem noch bewaldet. Nun stehen wir aber am Waldrand am obersten Punkt einer ausgedehnten Blumenwiese.
Der Imker erklärt, dass hier seit dem Frühjahr eine Idee, die unter der Schirmherrschaft des Purkersdorfer Stadtrates Harald Wolkersdorfer mit dem Gedanken, „der Bevölkerung das Leben und Treiben der Bienen näher zu bringen“ (so Wolkersdorfer im NÖN-Interview, Woche 34/2012), umgesetzt wird. Herr Karner stand im Sommer 2012 von Anfang Juni bis Ende Juli jeden Samstag interessierten Besuchern mit Informationen zu den Bienen zur Verfügung. Der Imker freut sich über den Erfolg der Aktion. Auch »Bienentouren« gab der Imker nach Vereinbarung, bei denen er Besuchergruppen jedes Alters ähnliche Einblicke in das Leben der Bienen wie uns GartenGnomen gewährte. Besonders Volksschulklassen aus Wien kamen gerne. Dieses Jahr sind die Bienentouren zwar bereits zu Ende, doch uns GartenGnomen öffnete der Imker ausnahmsweise noch einmal die Mieten (Bienenstöcke).
Am Honigertrag sieht man, so erklärt uns Herr Karner, wie gut ein Standort für eine Miete sei. „Dieser Standort ist wider Erwarten extrem gut gewesen“, sagt er, obwohl es auch Probleme gab. So wurde die Wiese von der Gemeinde noch im August gemäht, als die Bienen eigentlich die besten Blüten vorgefunden hätten. Solche Missverständnisse und Probleme soll es im nächsten Jahr nicht mehr geben, denn der engagierte Imker legt sich für das Projekt ins Zeug. Mit der Gemeinde hat er vereinbart, dass diese die Wiese künftig im April und Ende September mähen sollen. Auch an die Gärtner richtet er seine Bitte, nicht alle Blühpflanzen abzumähen, sondern auch ein paar wilde Stellen im Garten zu belassen. „Die Distel zum Beispiel“ sagt der Imker, während er auf eine Pflanze am Wegrand deutet, „jeder schneidet sie weg, dabei ist sie das perfekte Bienenfutter“.
Wir haben bei unseren Recherchen vor dem Besuch auch von Vandalismus an Bänken und Tischen auf der Feihlerhöhe gelesen. Nun wollen wir wissen, ob sich der Imker auch Sorgen um seine Bienenstöcke macht. Herr Karner bestätigt uns, dass er sich mit einem Sicherheitsrisiko für die Bienenstöcke konfrontiert sah. Statt geplanten vier Bienenstöcken stellte er daher nur zwei seiner schwächsten Stöcke auf. Zusätzlich wurden die Stöcke so sicher wie möglich gegen Diebstahl und Vandalismus gesichert wie es ihm möglich war. „Was können die Bienen dafür, wenn die Menschen so deppert sind“, meint er noch.
Im letzten Winter gab es einige Wärmeperioden, die auch die Pflanzen im Garten durcheinander brachten. Wir wollen vom Imker wissen, wie seine Bienen damit umgehen. Herr Karner erzählt, dass es im Winter sehr lange warm war und die Bienen daher wieder ausgeflogen sind, ohne aber Futter zu finden. Ohne die Bienen untersuchen zu lassen, kann er nicht feststellen, woran genau die Bienen sterben, doch vermutlich hat der letzte Winter auch einigen Bienen das Leben gekostet. Es gibt aber auch andere Gefahren, wie Pflanzenschutzmittel oder ganz besonders die Varoa Milbe, die den Tieren besonders im Winter zusetzen. Zu Pflanzenschutzmitteln wie dem Agrargift Chlothianidin meint er: „Eigentlich müsste die Politik entscheiden, dass gar keine solchen Gifte mehr verwendet werden dürfen“.
Ob sich jeder Gärtner einen Bienenstock in den Garten stellen könne, wollen wir nun auch erfahren. Der Imker meint dazu, dass man überall einen Stock aufstellen kann, denn die Bienen finden schon ihre Nahrung. Wichtig ist aber, dass man sich um die Bienen auch kümmern kann und sein Handwerk versteht. Einen Imker zu finden, der seine Stöcke in Privatgärten aufstellt wird voraussichtlich schwer, denn einerseits geht es Imkern auch immer um den Honigertrag und andererseits müsste er eine zusätzliche Route abfahren um nach seinem Bienenstock zu sehen.
Ein Problem sind Monokulturen. Herr Karner erzählt uns, dass er bis vor Kurzem noch in Weinzierl einige Bienenstöcke aufgestellt hatte, da es dort mehrere Felder mit verschiedenen Pflanzen, darunter auch Sonnenblumen und Raps gab. Diese Pflanzen ergänzen sich durch unterschiedliche Blütezeiten und sie sind nötig um Cremehonig herzustellen. Dieses Jahr wurde nur noch Mais angebaut, was einerseits bedeutet, dass Bienen außerhalb der Mais-Blütezeit nur wenig andere Blüten vorfinden und andererseits muss man auch immer die Giftstoffe der Maisbeize fürchten.
Sollte man Honig direkt vom Imker kaufen, oder ist es egal woher der Honig kommt? Von der Qualität ist es hierzulande eigentlich egal, woher man den Honig kauft, erklärt uns Herr Karner. In Österreich haben wir strenge Lebensmittelgesetze. Allerdings sieht man auf dem Etikett der meisten Honiggläser in den Supermärkten, dass es sich um ein Honiggemisch mit Honig aus EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern handelt. Man fördert also nicht die heimischen Imker, was aber sehr wichtig wäre. Kauft also beim Imker aus eurer Region um ihn zu fördern! Außerdem sollte man Honig bewusster essen, denn für einen halben Liter Honig, muss eine Biene eine so lange Strecke zurücklegen, als würde Sie drei Mal um die Erde fliegen.
Begegnet Imker und Bienen von der Feihlerhöhe (Feilerhöhe)
Den für Imker relevanten Aktionsradius seiner Bienen schätzt er auf maximal 3km, denn bei noch größeren Strecken würden sie ohne Tracht zurückkommen, da sie diese für den Flug selbst verbrauchen müssten. Viele Purkersdorfer dürften im Aktionsraum der Bienen leben und so hoffen wir, dass in Purkersdorf auch einige Gartenbesitzer den hilfreichen Insekten Nahrungsquellen bieten. Wer in Purkersdorf einen blühenden Garten besitzt, der kann sich auf der Feihlerhöhe ansehen, wo die Bienen ihren Honig zusammentragen.
Anfang Juni bis Ende Juli 2013 will Herr Karner wieder jeden Samstag von 13 bis 15 Uhr vor Ort sein um Besuchern die Welt der Bienen näher zu bringen. Nach Voranmeldung für Gruppen ab 10 Personen öffnet der Imker auch gerne seine Bienenstöcke für seine »Bienentour«. Bisher wurde diese Möglichkeit von Volksschulen aus Wien genutzt. Wir GartenGnome empfehlen aber auch Gruppen anderer Schulstufen und auch Erwachsenen eine solche Tour zu machen.
Wir würden uns freuen, wenn sich im nächsten Jahr mehr Schulklassen für Bienen-Touren anmelden würden. Besonders irritiert uns, dass bisher eigentlich nur Volksschulklassen aus Wien zu Besuch auf der Feihlerhöhe (Feilerhöhe) waren. In der Region Purkersdorf gibt es alleine mehrere Schulen und sicherlich ist eine Bienenführung auch für den Biologie-Unterricht älterer Schüler hoch interessant. Das Schicksal der Bienen geht uns alle an, weshalb sich jeder mit diesem Thema beschäftigen sollte. Wir GartenGnome dachten, wir wüssten bereits eine Menge über Bienen, aber diese einzigartige Begegnung hat uns die Augen geöffnet. Bienen sind so komplex, dass viele Aspekte ihres Lebens immer noch erforscht werden müssen. Aber nicht nur unser Wissen hat sich erweitert. Auch unsere Beziehung zu diesen Insekten hat sich verändert. Einerseits haben wir nun noch mehr Respekt vor Bienen, andererseits wagen wir uns nun auch näher an Bienen, die uns im Garten besuchen.
Bei Benno Karner kann man natürlich auch leckeren Honig kaufen. Auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt in Purkersdorf soll es sogar den Honig von der Feilerwiese zu kaufen geben, denn Imker Karner wird dort mit einem Stand vertreten sein. Seit September 2012 kann man seine Produkte aber auch bei »Garten & Gourmet« in Purkersdorf kaufen.
Kontakt-Infos
Hier könnt ihr Honig und Wachskerzen von Benno Karner erstehen:
Garten & Gourmet
Schöffelgasse 1, 3002 Purkersdorf
FR, SA: 10 bis 18 Uhr
Weitere Informationen findet man auf der Website des Imkers.
In der Neugasse in 3002 Purkersdorf findet man die besagte kleine und versteckte Treppe zur Feihlerhöhe.