Während den Kriegen und in der Nachkriegszeit waren Gärten hauptsächlich Küchengärten (Selbstversorger-Gärten). Danach wollte man sich von altem abwenden. Repräsentative, bunt blühende Sträucher und Stauden wurden gepflanzt und die Gemüsegärten mussten in kleinere, fest abgesteckte Bereiche zurückweichen. Erst in den letzten Jahren ging der Trend in Richtung Naturgarten und nun auch zurück zum Küchengarten. Das Buch »Ich träume von einem Küchengarten« von Viktoria von dem Bussche ist kein Gartenratgeber, sondern vielmehr eine philosophische Thematisierung des Themas „Küchengarten“ oder gar des gesamten Themas „Garten“. Zudem werden einige der schönsten Küchengärten Europas vorgestellt. Von großer Bedeutung sind dabei auch die wunderbaren Fotos von Gary Rogers. Für wen das Buch geeignet ist und welche Gedanken wir uns dazu machen, erfahrt ihr in diesem Bericht.
Der Traum vom Küchengarten und vom Paradies
Weiß man nichts Näheres zum hier vorgestellten Buch, könnte man meinen, es handle sich um einen weiteren Gartenratgeber. Schon nach den ersten Seiten wird man jedoch eines Besseren belehrt. Wer sich von diesem Buch also eine detaillierte Schritt für Schritt Anleitung für den eigenen perfekten Küchengarten erhofft, wird enttäuscht sein. Bücher die sich von Anfang an mit dem Gärtnern und verschiedenen Pflanzen befassen, stellen wir sicherlich auch noch vor. »Ich träume von einem Küchengarten« ist ein Buch, das den Gärtner inspirieren soll und vom eigenen kleinen Paradies auf Erden träumen lässt.
Dieses Buch ist voll gepackt mit wunderschönen Fotos, die den Leser sofort in ihren Bann ziehen. Schon alleine die Bilder von üppigen Küchengärten, der Vorratshaltung in Kellern oder von prachtvollen Blumenbeeten bieten unzählige Ideen und Inspirationen zum Nachmachen. Zu sehen sind diverse Aufnahmen von englischen Vorzeigegärten wie Sissinghurst Castle, Stone House, The Lost Gardens of Heligan und die berühmten Highgrove Gardens. Frankreich ist mit den Gärten von Château du Villandry, Château du Rivau und le Potager du Roi vertreten. Auch das deutsche Durrenhofer’sche Apfelgut sowie Schloss Ippenburg und Villa Augustus in den Niederlanden stellt das Buch vor. In Form geschnittene Buchshecken, zahlreiche bunte Blumen und in diversen Formen aufgebundene Spalierbäume geben einen Einblick was alles in Gärten möglich ist. Natürlich hat nicht jeder ein königliches Landgut um all seine Gartenträume zu verwirklichen, aber man kann die eine oder andere Idee in seinen Garten aufnehmen.
Böse Nachbarn, Kompost und gute Ernte
Wer jetzt denkt, dieses Buch biete nur schöne Bilder aber keinen Inhalt, der irrt sich. Natürlich widmen sich viele Kapitel umfassenden Porträts berühmter Gärten in England, Frankreich und Deutschland aber auch andere Themen sind in dieses Buch gepackt. Das 22. Kapitel befasst sich zum Beispiel mit dem altbekannten Thema „gute und schlechte Nachbarn“, das 23. Kapitel befasst sich mit dem Gold der Gärtner: dem Kompost und das 24. Kapitel mit der Ernte. Auf den letzten Seiten des Buches sind die Öffnungszeiten und Adressen der im Buch vorgestellten Gärten zu finden, sowie die Liste der Bücher, die zur Recherche für die Entstehung dieses Buches herangezogen wurden. In dieser Literaturliste lassen sich also noch weitere schöne Bücher finden, falls man auf den Geschmack gekommen ist und zum Beispiel mehr über die Gärten von Highgrove oder Selbstversorgergärten erfahren möchte. Dieses Buch eignet sich exzellent als Quelle der Inspiration, egal ob im Sommer auf der Terrasse oder im Winter auf dem gemütlichen Sofa. Es ist auch ein schönes Geschenk für Gärtner, die eine Leidenschaft für englische Gärten haben.
Die Autorin: Viktoria von dem Bussche
Die Autorin hat die Texte des Buches »Ich träume von einem Küchengarten« äußerst individuell angelegt. Viktoria Freifrau von dem Bussche studierte bis 1976 Geschichte, Kunstgeschichte und Bildende Künste in Bonn. Als sie 1976 Philip Freiherr von dem Bussche heiratete, zog sie nach Schloss Ippenburg, wo sie über einen wahren Gartentraum verfügt. Seit 1998 ist sie für die Durchführung des Ippenburger Gartenfestivals verantwortlich und 2010 war sie Mitorganisatorin der Niedersächsischen Landesgartenschau, bei der auch der Park von Schloss Ippenburg als einer der beiden Standorte diente.
Der Fotograf: Gary Rogers
Gary Rogers wurde in Rotherham (Neuseeland) geboren. Eigentlich sollte er den Gemischtwarenladen seiner Eltern übernehmen, wurde aber stattdessen aber Feuerwehrmann. Er entdeckte als junger Erwachsener die Fotografie für sich und nach sechs Jahren bei der Feuerwehr machte Rogers sein Hobby zum Beruf. Bei internationalen Presseagenturen und auf Tourneen mit Stars wie den Beatles oder Tom Jones machte er Karriere als Fotograf. Seine Wege führten ihn schließlich nach Deutschland, wo er sich schließlich in Hamburg niederließ. Inzwischen hat Gary Rogers Gärten als sein Lieblingsmotiv auserkoren und ist daher in zahlreichen Zeitschriften und Büchern mit seinen Fotos vertreten. Er ist mittlerweile einer der wichtigsten Gartenfotografen in England sowie Deutschland und wurde auch vielfach ausgezeichnet. Beispielsweise wurde er mit der Goldmedaille der „Royal Horticultural Society“ ausgezeichnet.
Lesevergnügen und Wissensvermittlung
[aartikel]3766719548:left[/aartikel]Das Buch ist ansprechend gestaltet und bietet ein angenehmes Lesegefühl. Das Inhaltsverzeichnis legt bereits einiges über die Inhalte offen und so erkennt man gleich, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Gartenbuch handelt. Ein großer Teil behandelt verschiedene Gärten mit seinen Besitzern. Einige Texte springen zwischen historischem Rückblick und philosophischer Betrachtungsweise hin und her. Dementsprechend schwergewichtig ist mitunter die Lektüre des Buches und manchmal folgt ein Zitat auf ein anderes ohne Ende nehmen zu wollen.
Bildbeschreibungen fehlen leider und auch aus den Texten sind die gewünschten Informationen nur mühsam zu entnehmen. Will man beispielsweise erfahren, ob auf einem Foto tatsächlich Michelle Obama mit einer überdimensionalen Karotte in der Hand zu sehen ist, muss man sich erst durch den kompletten Text lesen um Bestätigung zu erhalten.
Dazwischen und besonders gegen Ende des Buches werden die Texte viel leichtfüßiger und fordern weniger Konzentration vom Lesenden. Kurios aber interessant sind beispielsweise Auszüge aus den Anschaffungen (Geldregister) zum Küchengarten eines adligen Landguts des 18. und 19. Jahrhunderts. Erheiternd sind Anekdoten wie die von Raymond Blanc, der erzählt wie er die Königinmutter dazu brachte, mit fast 92 Jahren vor ihm die Marseillaise zu singen. Das Buch ist es wert gelesen zu werden, nur sollte man das nicht einfach nebenbei tun. Man sollte dazu Zeit und Ruhe haben und auch möglichst aufnahmebereit und munter sein. Man kann bei der Lektüre viel über die Geschichte, über Gärten und über Menschen erfahren und lernen. In Kombination mit den einzigartigen Fotografien von Gary Rogers ist dieses Buch ein gelungenes Werk, abseits der alltäglichen Gartenliteratur!
Ich träume von einem Küchengarten
Viktoria von dem Bussche und Gary Rogers
Callwey Verlag
ISBN: 978-3-7667-1954-6
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Blütenrätsel aus dem Küchengarten
Hier gibts noch rasch ein Rätsel aus dem Küchengarten. Wisst ihr, welche Pflanzen aus dem Küchengarten auf diesen drei Bildern blühen?
