Der Sommer lädt uns ein zu einem schönen Grillabend auf der Terrasse oder einem gemütlichen Frühstück am Balkon. Doch leider finden sich gerade diesen Sommer einige ungebetene Gäste ein: Wespen!
Aggressive Wespen – Ein Jahr voller Stiche
Summend umkreisen die Insekten uns am Tisch, lassen sich auf dem Essen oder an Glasrändern nieder und lösen so meist ein panisches bis verärgertes herumfuchteln aus. Dieses hektische wedeln vertreibt die Wespen selten, macht sie allerdings nervös und macht sie aggressiv, sodass sie zu einem Gegenangriff ansetzen können.
Das die Wespen gerade jetzt so auffällig oft zu sehen sind (und vor allem in Massen) liegt wohl zum großen Teil daran, dass es heuer wegen des feuchten, schwülen Wetters so viele Gelsen (Stechmücken) gibt bzw. gab. Dieses reiche Angebot an Nahrung nützen die Wespen um viele Nachkommen großzuziehen. Doch warum sind sie so aggressiv?
Kürzlich habe ich gelesen, dass die Deutsche- und die Gemeine Wespe von Haus aus die aggressivsten Arten wären und auch teilweise grundlos auf Menschen losgehen. Darum sei still sitzen und nichts tun auch nicht die sichere Lösung aber immer noch besser als panisch herumzufuchteln. Es bleibt wohl nur abzuwarten, denn ab September neigt sich die Zeit der Wespen dem Ende zu.
Deutsche Wespe (Vespula germanica) und Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)
Aber nicht alle Wespenarten fühlen sich so magisch von unserem Essen und Trinken angezogen wie die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Die anderen Arten werden oft mit den zwei vorher genannten Arten verwechselt und deshalb auch gejagt.
Die Deutsche Wespe und Gemeine Wespe bauen ihre Nester bevorzugt an dunklen, versteckten Orten und Hohlräumen wie dem hintersten Winkel des Dachbodens, verlassenen Mäuselöchern, in Löchern von Steinmauern, hinter Häuserverkleidungen, unter Fußböden usw. Die meisten der freihängenden Wespennester gehören friedlicheren Wespenarten. Da sie aber gut sichtbar sind, werden diese Nester bekämpft obwohl sie keine der lästigen zwei Wespenarten beherbergen.
Der Kampf am Buffet
Die oben erwähnten Wespen ernähren sich gerne von zuckerhaltigen Lebensmitteln, darum sind sie stets auf der Suche nach kohlehydrathaltigen Köstlichkeiten wie etwa Obstkuchen, Marmeladen oder süßen Getränken. Wenn sie eine Leckerei gefunden haben, umkreisen sie die Menschen, die meist in der unmittelbaren Nähe ihrer erspähten „Beute“ sitzen, um die Situation besser einschätzen zu können. Das ist eigentlich nur ein Betrachten und Einschätzen aber der Mensch empfindet dieses Umkreisen als lästig oder beängstigend. Beim Umkreisen und Beobachten sind aber die Wespen nicht auf Streit aus und suchen auch keinen Platz zum Stechen, darum sollte man ihnen, auch wenn es schwer fällt, mit Gelassenheit begegnen und nicht wild um sich schlagen. Das wird von den Wespen als Angriff gewertet und sie werden aggressiv.
Vorbeugen am und im Haus sowie am Gartentisch und im Garten
Haus
- An den Fenstern Fliegengitter anbringen
- Ritzen, Löcher und Hohlräume im Winter kontrollieren und sanieren! Alle Möglichkeiten zum Einnisten verschließen.
- Einzelne Wespen in der Wohnung mit einem Glas oder Papier einfangen und vor der Tür freilassen oder ein gegenüberstehendes Fenster öffnen, durch den Luftzug wird das Tier nach draußen geleitet.
- Türen (Terassen- oder Balkontüren) mit Vorhängen versehen, damit keine Wespen ins Haus fliegen können.
- Am Balkon ein künstliches Wespennest (als „Waspinator“ bestellbar) aufhängen.
Gartentisch
- Getränke immer abdecken, mit sehr dünnen Strohhalmen trinken oder aus durchsichtigen Gläsern (das geht aber nur bei Mineralwasser), nie direkt aus Dosen oder undurchsichtigen Flaschen trinken. In einem unbeobachteten Augenblick kann schon eine Wespe in das Getränk gefallen sein!
- Essenreste sofort wegräumen oder abdecken! Speisen nicht offen stehen lassen.
- Stark süß oder fruchtig riechende Parfums, Deos, Lotionen oder Haarsprays nicht benutzen wenn man einen Grillabend plant.
- Hände und Mund abwischen! Besondere Vorsicht ist bei Kleinkindern geboten, entweder deren Münder und Hände mit feuchten Tüchern abwischen oder gleich waschen.
- Brösel (Krümel) und verschüttete Getränke sofort wegwischen bzw. aufkehren.
- Räucherstäbchen am Tisch vertreiben die Tiere meist.
Garten
- Nicht Barfuß durch den Garten gehen!
- Fallobst regelmäßig aufsammeln. Auch hier ist Vorsicht geboten!
- Kleinkinder von Wespennestern fernhalten z.B.: durch Absperrungen. Auch Haustiere vor den Wespennestern schützen.
- Nicht näher als 5 Meter an ein Wespennest herangehen und nicht die Einflugszone versperren. Wespen können um ihre Brut fürchten und angreifen.
- Bei der Freiwilligen Feuerwehr, der Gemeinde oder einem Imker um Rat fragen und das Wespennest, falls wirklich nötig, entfernen bzw. umsiedeln lassen. Nicht selbst Hand anlegen, das könnte gefährlich enden.
Erste Hilfe nach einem Stich
- Sollte man trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch gestochen worden sein, gleich zu Hausmitteln greifen wie etwa Eiswürfel, essigsaure Tonerde, Zwiebel, Essig, Zitronensaft oder zerriebene Tomaten- oder Spitzwegerichblätter (für unterwegs ideal).
- Wer kein Insektenstichheilgerät wie „Bite-away“ daheim oder zur Hand hat, kann auch eine Tasse gefüllt mit heißem Wasser auf den Stich drücken, das hat die gleich Wirkung wie das Gerät. Bei rund 50 Grad werden die beim Stich abgegebenen Proteine zerstört, die den Juckreiz verursachen (Entzündungen).
- Bei Stichen im Rachenraum oder bei Menschen mit Allergien ist höchste Eile geboten! Hier doktert man nicht selbst herum sondern muss unverzüglich medizinische Hilfe anfordern!
- Bei Haustieren, die von einer Wespe gestochen wurden, sollte man sicherheitshalber, auch wenn sie nicht in den Hals gestochen wurden, den Tierarzt rufen. Sie können einen allergischen Schock erleiden. Haustiere gehören zur Familie, deswegen ist ein Anruf beim Tierarzt doch wohl nicht zuviel verlangt!
Da Hunde und Katzen, nicht wie Kinder, schreiend zu uns gelaufen kommen und uns die schmerzende Stelle weinend unter die Nase halten, muss man aufmerksam beobachten ob sie sich auffällig verhalten.
Nützling Wespe
Es ist nun an der Zeit auch ein gutes Haar an Wespen zu lassen. Wespen sind doch eigentlich Nützlinge.
Ein Wespenvolk vertilgt im Laufe eines Tages bis zu 5.000 Fliegen, Raupen und andere Insekten (Schädlinge!). Entweder sie verspeisen die Beute selbst oder versorgen ihre Larven im Nest damit. Der lästige Beutezug an unseren Tischen macht nur einen Bruchteil ihrer Ernährung aus, obwohl das Bedienen an selbst gebackenem Kuchen, süßen Früchten und Getränken natürlich weitaus bequemer ist und man an einem Ort riesige Mengen davon vorfinden kann. Abgesehen davon ist der Raubzug am reich gedeckten Tisch weniger anstrengend als lebende Beute zu fangen, wenn natürlich der Mensch nicht stören würde.
Auch ich muss zugeben, ich bin keine große Wespenfreundin und kann diesen schwarz-gelben Tierchen am Tisch nicht mit Gelassenheit begegnen. Jedoch, vor ein paar Tagen, während ich Kohlweißlingsraupen absammelte, konnte ich beobachten, wie mir die Wespen am Kohlrabi gleich neben mir, kräftig unter die Arme griffen, eine Raupe nach der anderen erbeuteten und mit diesen davon flogen.