Auf der Garten-Tour in London besuchte der GartenGnom diesen Winter auch den Royal Botanic Gardens, Kew. Dieser 1759 gegründete Garten ist nicht nur einer der ältesten der Welt, er ist inzwischen auch Teil des UNESCO Weltkulturerbe.
Hier wurden wir nicht nur fündig, was stimmungsvolle Gartenlandschaften im britischen Winter betrifft, sondern entdeckten auch unglaublich viel frisches Grün und blühende Oasen! Wir hatten leider nur einen Tag Zeit um die Kew Gardens zu erkunden und so konnten wir nur einen kleinen Prozentsatz der Gärten erkunden – genug jedoch um dem Charme der Gärten zu verfallen. Wir haben uns jedenfalls vorgenommen wieder zu kommen.
Der Weg aus London zu den Gärten mit der U-Bahn (District Line) war relativ problemlos und wir erreichten bald den netten kleinen Bahnhof in der Nähe der Kew Gardens. Nachdem uns ein netter Brite mit feuerrotem Haar den Weg zu den Gärten gezeigt hatte, machten wir uns auf den Weg. Bereits der kurze Spaziergang durch die Reihenhaus gesäumten Straße zeigte uns wieder einmal das Golfstrom verwöhnte England. Riesige Baumfarne und Palmen zierten die Vorgärten. Schließlich erreichten wir das Victoria Gate und betraten die winterlich-neblige Gartenanlage.
(Nicht übersehen: Ganz unten im Beitrag findet ihr viele viele Fotos von unserer Tour durch die winterlichen Kew Gardens!)
Ein stimmungsvoller Morgen in den Kew Gardens
Nebelschwaden zogen vom Teich aus am großen Palmenhaus vorüber und verhüllten zwei große chinesische steinerne Löwenstatuen unter den hängenden Ästen zweier Trauerweiden. Dazwischen zeterten zahlreiche Möwen und auf dem vereisten Teich watschelten einige Wildgänse. Ein seltsamer Ruf ließ uns zu den Baumwipfeln aufsehen, wo wir einen hellgrünen Papagei mit orangefarbenen Schnabel landen sahen.
Am Morgen waren noch wenige Besucher im Garten und so konnten wir und relativ ungestört umsehen. Da die Anlage jedes Jahr über eine Million Besucher anzieht und auch die Wintermonate scheinbar nicht davon verschont bleiben, spazierten bald schon mehr Menschen um uns herum.
Da das Gelände riesig ist und wir im Vorhinein wussten, dass wir uns lediglich einen Bruchteil würden ansehen können, entschieden wir uns, Tickets für den Kew Explorer zu lösen. Das ist ein Geländewagen, der die Besucher in mehreren Stationen rund um die Gärten transportiert. Man kann jederzeit auf- und abspringen, allerdings kommt der „Zug“ nur jede Stunde einmal an einer Station vorbei. Auf der Fahrt erzählt einem der Fahrer über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Ereignisse. Außerdem wissen die Tiere der Anlage bereits, dass der Fahrer stets Leckereien für sie bereithält, weshalb der Kew Explorer immer wieder einmal anhält, weil sich wieder einmal im Laufschritt ein Goldfasan oder anderes Gefieder um ein paar Nüsse zum Wagen beeilt.
Mit einer kompletten Runde im Kew Explorer bekommt man einiges von der Anlage zu sehen und erfährt ein paar interessante Fakten. Will man sich rasch zwischen den einzelnen Stationen bewegen, dann ist der hop-on/hop-off Service ebenfalls praktisch. Wer mehr Zeit hat, oder auch öfter nach Kew kommen kann, dem seien gemütliche Spaziergänge zu Fuß empfohlen, da man so bestimmt noch weitaus mehr entdecken kann.
Kew Gardens im Winter – Ab ins warme Palmenhaus
Die neblige und teils etwas düstere Gartenlandschaft kann auch im Winter be- und verzaubern. Nebelschwaden zwischen den Bäumen, Eis auf dem Seerosenteich und Frost auf den Scheiben der Glashäuser. Nachdem wir die Kew Gardens im Winter besuchten, haben wir uns natürlich auf die berühmten Tropenhäuser konzentriert. Warme Themperaturen, exotische Pflanzen und bunte Blüten umgaben uns im Palmenhaus von 1844 und bäumten sich über uns auf. Das Gerüst der Palmenhauses wurde konstruiert wie ein riesiger umgedrehter Schiffrumpf. Zwischen die tropischen Pflanzen hatten sich auch ein paar Rotkehlchen in den Gewächshäusern eingenistet, wo sie nach Herzenslust die fettesten Würmer aus der Erde zogen.
Im Palmenhaus wandelt man zwischen Kakao-Pflanze, Bananenstaude, Papaya, Yam, riesigen Palmen, Mango, Karambole und vielen weiteren Pflanzen, deren Früchte oder Produkte man üblicherweise nur aus dem Supermarkt kennt. Über eiserne Wendeltreppen gelangt man in die Dachgalerie, wo man über und zwischen den Kronen der riesigen Pflanzen umhergehen kann. Dieselben Wendeltreppen bringen einen im Übrigen auch in den Keller des Palmenhauses, wo man Aquarien mit den unterschiedlichsten Lebensräumen der Meere bestaunen kann. Vom Korallenriff bis zur Felsenküste ist hier vieles vertreten. Dennoch sind wir hier auch aus Zeitmangel nur kurz verweilt und haben uns statt dessen auf einer der vielen Bänke des Gewächshauses unter dem gewaltigen Blätterdach niedergelassen um die Pläne der Gärten nach unserem nächsten Ziel durchzusehen.
Gleich neben dem Palmenhaus befindet sich das Seerosenhaus – ein Teich im Gewächshaus mit riesigen Seerosenblättern der Victoria cruziana. Leider fanden wir das Gewächshaus auf der Karte erst, nachdem die Glashäuser bereits geschlossen hatten, was im Winter bereits recht früh geschieht. Wir wollen den Besuch bei einem späteren England Aufenthalt auf jeden Fall nachholen.
Das Temperate House – Gefährdete Pflanzen
Das Temperate House von 1859 beherbergt einige vom Aussterben bedrohte und seltene Pflanzen. Es besteht aus zwei mittleren und einem zentralen großen Glashaus, welche durch zwei kleine Glashäuser miteinander verbunden sind. In jedem der Häuser findet man eine andere Klimazone mit anderer Temperatur und Luftfeuchte. Wie bereits das Palmenhaus, beeindruckt auch das Temperate House bereits durch sein Äußeres. Statt der rundlichen Schiffsrumpf-Konstruktion findet man hier allerdings viel kantigere Formen. Im Inneren kann man zB. Tee, japanische Banane, Avocado, Eukalyptus und eine Zitrus-Sammlung entdecken. Auch hier zwitscherten die Rotkehlchen zwischen den Pflanzen. Leider sind viele der Pflanzen in den Kew-Gardens nur mit ihren botanischen (lateinischen) Namen auf ihren Schildchen benannt, was uns in den meisten Fällen nicht weiter half.
Besonders wer eher Glashäuser wie das Wiener Palmenhaus kennt ist im Temperate House überrascht, dass es in den meisten Zonen relativ kühl ist. Lediglich ein Minimum von 10°C wird in diesem Glashaus gehalten.
Die wissenschaftlichen Aufgaben der Kew Gardens
Kew umfasst nicht nur die Gärten in den UK, sondern sendet auch Forscherteams in die Welt, die regelmäßig unbekannte Pflanzenarten aufspüren und katalogisieren. Pflanzen werden zudem besonders auf ihren medizinischen Nutzen erforscht und getestet. Zudem betreiben die Kew Gardens die Millennium Seed Bank mit dem Ziel bis zum Jahr 2020 bis zu 25% der weltweiten Pflanzenarten als Saatgut zu erhalten. 2009 waren es bereits 10% und aktuell befinden sich Samen von etwa 60.000 bis 100.000 unterschiedlicher Pflanzen aus 50 Ländern in der Seed-Bank. Als Fan der Kew Gardens kann man auch Samen „adoptieren“ um die Aufnahme in die Seed Bank zu finanzieren. Das kostet lediglich £25 und hilft, eine Pflanzenart zu schützen. Wer mehr geben will, der ist ab £1.000 dabei, denn damit finanziert man gleich die Rettung der Art mit.
Außerdem sind die Kew Gardens stets um weltweite Partnerschaften bemüht um Wissen zu vermitteln sowie Pflanzen und deren Lebensräume zu retten und zu schützen. Partnerschaften bestehen sowohl weltweit, als auch innerhalb von Großbritannien, wie zum Beispiel mit den Hampton-Court Gardens, wo die Kew Gardens immer wieder ihr Wissen und Know-How, besonders in Bezug auf Tropenhäuser zur Verfügung stellen.
Beim Besuch der Gärten von Kew wurde mit diesen herausragenden Leistungen nicht angegeben, doch sieht man sich die Website an, so bemerkt man rasch, wie stolz man dort doch darauf ist. Zudem sind die Webseiten der Kew Gardens ein wahrer Fundus an Informationen, sofern man der englischen Sprache mächtig ist. Hier findet man nicht nur Informationen zu allen Einrichtungen der Gärten, sowie zu allen Projekten, sondern auch Blogs zu diversen Themen, wie zB. auch zum Thema Gartenfotographie. Nahezu alle Einrichtungen kann man über die Website auch mit Spenden unterstützen und dafür wird man in vielen Fällen auch mit einer exklusiven Mitgliedschaft, eigenen Namensschildchen an Bäumen, Blumenrabatten oder Bänken oder aber auch mit sonstigen originellen Ideen belohnt. Daneben gibt es auch einen WebShop-der jedoch vom tatsächlichen Shop in den Gärten (am Victoria-Gate) bei Weitem in den Schatten gestellt wird.
Der GartenShop in den Kew Gardens am Victoria Gate
Shops gibt es laut Karte der Gärten mehrere in den Kew Gardens. Da wir die Gärten über das Victoria Gate betreten und verlassen haben, besuchten wir natürlich auch dort den Garten-Shop. Dabei hatten wir nicht den Eindruck, dass es sich hier um eine reine Begleiterscheinung der Gärten handelte, sondern tatsächlich um einen vollwertigen Garten-Fachhandel. Es gibt zwar keine große Anzahl an Pflanzen zu kaufen, wobei für diese Jahreszeit sogar eine recht große Anzahl an Pflanzen im Freibereich zu erstehen war, dafür findet man aber viele teils sehr tolle Gartenbücher, Gerätschaften und Töpfe. Natürlich findet man hier auch eine Vielzahl an Deko- und Merchandising-Artikeln mit dem Logo der Kew Gardens, dennoch sind diese durchwegs gelungen und wir hätten uns nur zu gerne einen Kew-Topf mit nach Hause genommen.
Stattdessen haben wir aber etwas erstanden, das wir uns schon seit geraumer Zeit aus England schicken lassen wollten. Ein Gerät, mit dem man Vorzuchttöpfchen einfach und unkompliziert aus alten Zeitungen fertigen kann. Auf diese Form betreibt man aktives Recycling und schont die Umwelt, da die meisten im Handel erhältlichen Vorzuchttöpfchen aus Torf erzeugt werden. Bekannt wurden diese Holzzylinder besonders unter dem Namen „Paper Potter„. Unser Produkt nennt sich „ECO Potmaker„.
Die GartenGnome ziehen ein Fazit
Wer die Royal Botanic Gardens, Kew erkunden will, braucht mehrere Tage oder nach Möglichkeit eine Dauermitgliedschaft. Als Tourist wird man sich also meist mit einem ersten Eindruck begnügen müssen. Zu Erleben und Entdecken gibt es jedenfalls äußerst viel und das zu jeder Jahreszeit. Alleine im Winter findet man mehrere Glashäuser mit viel Grün vor, aber auch die Außenanlagen sind stimmungsvoll und sehenswert. Sicher ist, dass die Kew Gardens von Frühling bis Herbst sicherlich noch viel mehr zu bieten haben, aber egal wann man in der Gegend ist, ein Besuch zahlt sich immer aus! Wir wollen auf jeden Fall wiederkommen.
Tipp: Wer die Kew Gardens virtuell im Frühjahr durchstreifen will, der kann diese auch auf Google Street View besuchen!
Weiterführende Links
Kew Gardens im Web: www.kew.org
Explore Kew Gardens: www.explore-kew-gardens.net